Alles über das Einstellen von Skibindungen

SarahS

Einstellen des DIN-Wertes

Trotz der Tatsache, dass es kein Hexenwerk ist, geht das Einstellen der Skibindungen oft schief. Laut einer französischen Studie sind mehr als 50 Prozent aller von Skifahrern selbst vorgenommenen Skibindungseinstellungen falsch. Zeit für eine Auffrischung.

Die Gefahr bei falsch eingestellten Skibindungen

Eine korrekt eingestellte Bindung löst aus, wenn die Kraft auf dein Bein (und somit auch auf dein Knie) zu hoch ist. Dieser Mechanismus dient dazu, dein Bein vor Knochenbrüchen zu bewahren und das Risiko einer Knieverletzung so gering wie möglich zu halten. Eine solche Kraft auf dein Bein wird oft während eines Sturzes oder einer falschen Bewegung entwickelt. Bei trainierten und kräftigen Skifahrern sollte der Skischuh natürlich erst bei einer höheren Krafteinwirkung ausklicken als bei Anfängern. Anfänger sind seit Jahren die Personengruppe unter den Skifahrern, mit dem höchsten Risiko für Knie- und Beinverletzungen. Viele Skibindungen sind allerdings falsch eingestellt, sodass sie zu spät oder gar nicht auslösen bei einem Sturz.
Eine Studie der französischen Vereinigung von Bergärzten in Kooperation mit Salomon ergab, dass 82 Prozent aller Knieverletzungen in Folge eines Skiunfalls, durch ein Nicht-Auslösen der Skibindung verursacht wurden, wovon ein Drittel tatsächlich falsch eingestellt waren. Untersuchungen der Universität Innsbruck zeigen auch, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Der Grund dafür ist vermutlich, dass Frauen generell ein geringeres Verhältnis von Gewicht zu Kraft haben als Männer und deshalb der nach ISO-Norm eingestellte Auslösemoment bei Frauen tendenziell zu hoch ist. Es ist also deutlich, dass bei weitem nicht alle Knieverletzungen durch die moderne Skibindung verhindert werden können, da so manch schädigende Krafteinwirkung durch falsch eingestellte Auslösemomente nicht verhindert werden kann.
Es ist also enorm wichtig, dass deine Skibindungen wirklich richtig eingestellt sind, um Verletzungen bei einem Sturz vorzubeugen. Es macht aber auch keinen Sinn, deine Bindungen jetzt vorsichthalber ein bisschen lockerer zu stellen, denn so öffnen sie unter Umständen zu leicht oder gar während dem Skifahren, was ebenfalls zu Verletzungen führen kann. Mit anderen Worten: Eine Bindung muss genau richtig eingestellt sein.

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Wie funktioniert eine Skibindung?

Die Idee der modernen Skibindung ist, dass mit einer großen Feder im Fersenelement und einer oder mehreren Federn in den Vorderbacken der Skischuh sicher auf dem Ski gehalten wird. Diese Federn sollten eine gute Spannung haben, um den Schuh bei der Fahrt fest genug zu halten, und gleichzeitig sollte der Schuh bei zu hoher Krafteinwirkung wegklicken können. Dabei ist es wichtig, dass die Bindung auf die richtige Sohlenlänge eingestellt ist. Oft lässt sich diese anhand von Zahlen auf der Bindung und der Schuhsohle leicht einstellen, manchmal musst du dir richtige Einstellung aber auch anhand spezieller Markierungen auf der Bindung ablesen. Wenn die Skibindung nicht auf die richtige Sohlenlänge eingestellt ist, passt auch der DIN-Wert (Z-Wert) nicht. Noch komplizierter wird es, wenn du auch den Druck und die Höhe der Seitenflügel (Sohlenhalter) des Vorderbacken einstellen musst. Besonders in den oberen Preissegmenten (Freeride-Bindungen) wirst du auf diese Option stoßen. Wenn also bereits die Sohlenlänge nicht genau eingestellt ist, kannst du den eingestellten DIN-Wert auch nicht als Grundlage für alles Weitere verwenden.
Kurz gesagt, um einen korrekten DIN-Wert einzustellen, solltest du zuerst verstehen, wie du die Skibindung korrekt auf die Länge deines Skischuhs einstellst. Das Einklicken des Schuhs ist noch lange keine Garantie dafür, dass die Bindung auf die richtige Größe eingestellt ist.

Horizontal und vertikal

Alle alpinen Skibindungen sind so konstruiert, dass die Skischuhe bei seitlichen und vertikalen Kräften aus den Bindungen ausklicken. Verschiedene Marken verwenden dafür unterschiedliche Systeme. Die Federung des Vorderbacken kann z.B. in Längsrichtung oder in Breitenrichtung des Skis erfolgen. Bei einer ganzen Reihe von Tourenskibindungen sorgt das Fersenelement für einen seitlichen Auswurf.

Eine alpine Skibindung muss bei setilicher und vertikaler Krafteinwirkung auslösen

Der DIN-Wert (Z-Wert) muss gut eingestellt sein

Nun kommen wir zum DIN-Wert, oft auch Z-Wert genannt. Dieser gibt den Auslösemoment an, also wann mehr Kraft als tolerabel auf die Bindung ausgewirkt wird. DIN steht hierbei für Deutsches Institut für Normung. Die Auslösemomente der Bindungen sind also einheitlich genormt und DIN-zertifiziert. Mit anderen Worten: Theoretisch benötigt jede DIN-Bindung den gleichen Kraftaufwand bei gleichem DIN-Wert, um den Schuh aus der Bindung zu bewegen. Je höher der DIN-Wert eingestellt wird, desto fester wird die Feder, die den Skischuh in seiner Position hält und desto höher muss auch die einwirkende Kraft sein, um die Bindungen auszulösen.
Du kannst diesen DIN-Wert einstellen, indem du die Feder mit einem Schraubenzieher oder einem Inbusschlüssel festziehen oder lockern. Der Wert der Feder ist auf der Bindung angegeben. Es ist wichtig, dass du deine Bindungen regelmäßig prüfen lässt, um zu schauen, ob der Wert auf der Bindung noch mit dem tatsächlichen Auslösewert übereinstimmt. Übrigens: Verwende nur gut passende Schraubenzieher, andernfalls sind defekte Schrauben eine häufige Konsequenz. Außerdem solltest du generell die Vorder- und Hinterbacken auf den gleichen Wert einstellen, es sei denn, eine Prüfung im Fachgeschäft zeigt etwas anderes. Auch die Erfahrung mit einer Bindung kann andere Werte ermöglichen.

Nicht Ein/Aus

Wenn auf die Feder so viel Kraft ausgeübt wird, dass sie zusammengestaucht werden kann, kann sich der Skischuh aus der Bindung lösen. Dies ist jedoch kein Ein/Aus-Schalter. Skibindungen haben einen gewissen Spielraum, manche mehr als manche weniger. Der Skischuh beginnt sich zu bewegen, bis schließlich genügend Kraft aufgebracht wird, um die Feder auf den eingestellten Auslösewert zusammenzustauchen. Dass erst dann die Skischuhe aus der Bindung klicken, und nicht schon nicht schon bei der ersten Unebenheit, wird auch als Elastizität der Bindung bezeichnet. Elastizität sorgt für ein weiches Fahrgefühl (sonst würdest du jede Unebenheit oder jedes Zucken des Skis spüren), verringert aber auch (etwas) die Präzision deiner Bewegungen. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Bindungen und Elastizitäten spüren dann vor allem fortgeschrittene Skifahrer. Profi-Skifahrer haben sicherlich ihre eigenen Vorlieben, wenn es um die Bindung geht. Im Extremfall muss die Elastizität auch bei der Einstellung der Skibindungen berücksichtig werden. Eine Bindung mit hoher Elastizität kann etwas niedriger eingestellt werden als eine härtere Bindung. Die klassischen Pivot-Bindungen der Marke „Look“ sind berühmt und berüchtigt für ihre hohe Elastizität. Gute Skifahrer wissen das.

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Werte beim Einstellen der Skibindungen

Nachdem du das Obenstehende bereits gelesen hast, ist klar, dass die Skibindung richtig auf die Länge der Skischuhsohle eingestellt werden müssen. Du weißt nun auch, was der DIN-Wert ist und dass es einen Unterschied zwischen mehr oder weniger elastischen Bindungen. Jetzt ist es an der Zeit, die Bindung einzustellen. An dieser Stelle kommen die folgenden Punkte ins Spiel:

  • Das Gewicht des Skifahrers: Je schwerer und kräftiger, desto höher muss der DIN-Wert sein.
  • Die Länge der Sohle des Skischuhs: je länger die Sohle, desto leichter die Einstellung.
  • Die Stufe der Fertigkeit: Je höher die Leistungsstufe, desto stärker die Einstellung. Für die Einstellung auf der Piste gilt das Gleiche, wie für die Einstellung abseits der Piste.
  • Körpergröße des Skifahrers.
  • Geschlecht des Skifahrers (siehe unten).

Tipp: Die Bindungshersteller empfehlen, mit einer Skibindung zu fahren, deren Auslösewert (DIN-Wert) etwa in der Mitte der Werte auf der Bindung liegt. Wenn du also 7 brauchst, bist du mit einer Bindung von 4-12 besser dran, als mit einer von 7-16. Dasselbe gilt, wenn du mit einer Einstellung von 12 fahren willst: Wähle keine Bindung deren Einstellung auf 12 der Maximalwert ist.
Zum Glück musst du das alles nicht selbst berechnen. Im Internet gibt es verschiedene Tools, die diese DIN-Werte für dich berechnen können. Beachte, dass nicht alle diese Tools einen Unterschied zwischen Männern und Frauen machen.

Unterschied zwischen Männern und Frauen

Obwohl mehr Männer als Frauen Ski fahren (65 Prozent gegen 35 Prozent, laut Zählungen in französischen Skigebieten), werden in Frankreich und Österreich doppelt so viele Frauen mit skibedingten Knieverletzungen behandelt wie Männer. Bei Frauen über 25 treten Bänderrisse am Knie sogar dreimal häufiger auf als bei Männern. Laut der französischen Vereinigung von Bergärzten (‘médecins de montagne’) liegt das daran, dass Bänder und Sehnen bei Frauen flexibler sind und Hypermobilität bei Frauen häufiger vorkommt als bei Männern. Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen von Natur aus einen geringeren Muskelanteil haben und im Durchschnitt weniger sportlich sind als Männer. Aus diesem Grund wurde in Frankreich bereits eine geschlechtsspezifische Norm eingeführt (im Gegensatz zur internationalen Norm 11088, die den Geschlechtsfaktor nicht berücksichtigt). Mehrere führende Marken (Rossignol, Salomon, Look) haben zusammen mit Ärzten, Ingenieuren und Skilehrern/Bergführerschulen an diesem neuen Standard gearbeitet. Durch diese geschlechtsspezifischen Norm werden die Skier von Frauen nun tendenziell leichter eingestellt als die von Männern, bei vergleichbarer Statur und Körpergröße. So soll das Risiko für (Knie-)Verletzungen minimiert werden. In anderen Ländern wird jedoch dieser Geschlechterunterschied noch nicht berücksichtigt. In Österreich setzt sich das Ganze langsam auch durch. Du kannst diese Einstellung aber trotzdem selbst berechnen, denn auch die ISO-Norm lässt einen Toleranzbereich von 15 Prozent zu, welcher im französischen Modell dann für Frauen genutzt wird. Die Werte der ISO 11088 minus 15 Prozent entsprechen also den französischen Werten.

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Nicht zu hoch einstellen

Wenn du auf der Piste unterwegs bist und eine vernünftige Technik hast, löst die Bindung nicht so schnell aus. Fehlauslösungen werden oft durch falsch eingestellte Skisohlenlängen, verschlissene Skischuhe, nicht gut eingeklickt sein und/oder Schnee unter den Skischuhen verursacht. Um das Risiko von schweren Beinverletzungen so gering wie möglich zu halten, ist es daher auch wichtig, den DIN-Wert nicht zu hoch einzustellen und sich grundsätzlich an die offiziellen Angaben und Werte zu halten. Achte auch darauf, dass du nur mit Skischuhen in gutem Zustand fährst. Nur so funktioniert auch deine Skibindung ordnungsgemäß. Auch wenn deine Bindung bevor du überhaupt stürzt auslöst, kann sie ihre Schutzfunktion bereits erfüllt haben. Du musst nicht stürzen, um dir dein Bein zu brechen oder Bänder zu reißen. Alles in allem ist es wichtig, immer mit der niedrigsten Einstellung zu beginnen und erst dann hochzuschrauben, wenn du merkst, die Bindungen lösen zu früh aus. Wenn das der Fall ist, kann das Problem entweder an dem Vorderbacken oder dem Fersenelement liegen. Verstelle aber nicht gleich alles, sondern machen es in kleinen Schritten und arbeite dich langsam an die richtige Einstellung heran.

Médecins de Montagne. Für diesen Blog dient die französische Vereinigung der Bergärzte als Quelle. Diese Vereinigung besteht seit 1953 und verfügt über eine einzigartige Datenbank aller wintersportbedingten Verletzungen. Mehr als 140.000 verletze Wintersportler werden jedes Jahr registriert. All diese Daten werden für die Forschung und damit für die Prävention genutzt.

Noch eine weitere Sache…

Mit der Überschneidung von Skitouren/Freeriden und alpinem Skifahren werden heutzutage verschiedene Skischuhtypen für den Einsatz auf der Skipiste, zum Freeriden, Wandern oder Tourengehen entwickelt. Viele dieser Sohlen passen aber nicht gut in reine (ältere) Alpinbindungen. Wenn du Tourenskischuhe, Freeride-Schuhe mit einer speziellen Wander-, Gripwalk- oder WTR-Sohle hast, musst du aufpassen, welchen Bindungstypen du hast.

In so einem Moment musst du dich auf deine Skibindung verlassen können

Aufpassen beim Einstellen der Skibindungen

Das Einstellen deiner Skibindungen ist keine höhere Wissenschaft, aber für eine ordnungsgemäße Funktion der Bindung ist es wichtig, dass du wirklich alle Parameter berücksichtigst. Das ist bei manchen Bindungen einfacher als bei anderen, besonders wenn du auch die Höhe des Vorderbacken und die Öffnung der Seitenflügel an dem Vorderbacken einstellen kannst, wird es meist kompliziert. Dazu kommt auch, dass in der Praxis nicht jeder Wert genau gleich ist und du auch hier ausprobieren und nach Fahrgefühl und Erfahrung gehen musst. Wichtig ist aber trotzdem, dass du deine Bindungen auf einer Prüfmaschine testen lässt, um die genauen Auslösewerte herauszufinden. Es ist ratsam, sich dafür an einen Spezialisten wenden, dieser kann dir die Bindungen dann gegebenenfalls auch direkt richtig einstellen. Das kostet auch nicht viel und ist in jedem Fall die günstigere Variante, verglichen mit einem Krankenhausaufenthalt. Damit deine Bindungen richtig auf dich eingestellt werden können, musst du dann einzig und allein komplett ehrlich sein, wenn es um die Angabe deines Gewichts und dein Können geht.

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