Die Geschichte von Kitzbühel - Kirchberg

SarahS am 26 Februar 2023

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Im Jahr 2020 war es genau 100 Jahre her, dass einer der wichtigsten Skipioniere Österreichs gestorben ist. Franz Reisch machte im Januar 1893 die erste Abfahrt vom Kitzbüheler Horn und führte damit das Phänomen des Skifahrens in Kitzbühel sehr früh ein. Kitzbühel wurde zusammen mit seinem Nachbarort Kirchberg zu einem der bekanntesten Skigebiete Österreichs: Kitzbühel-Kirchberg (KitzSki). Nicht zuletzt wegen des legendären Hahnenkamm-Rennens, das jedes Jahr im Januar stattfindet.

Erste Touristen

Die touristische Geschichte von Kitzbühel - Kirchberg war, wie die vieler Skigebiete, anfänglich eine schwierige. Die Region war vom Bergbau abhängig, doch als der Abbau von Silber und Kupfer im 19. Jahrhundert nicht mehr rentabel war, geriet das Tal in große Armut. Erst als Kitzbühel 1875 an die österreichische Eisenbahn angeschlossen wurde, kamen die ersten Sommertouristen in die Region.

Legende und Skipionier Franz Reisch

Für den Aufstieg des Wintertourismus blicken wir noch einmal zurück in die Lebzeit von Franz Reisch. Dieser Mann aus Kufstein war ein absoluter Tausendsassa. Er ging in die Geschichte ein als Skipionier, Visionär, Tourismusförderer, Bürgermeister, Geschäftsmann, Hotelbesitzer und Familienvater. Im Jahr 1895 organisierte er das erste Skirennen in Kitzbühel. Er ließ sich extra Skier aus Norwegen bringen, da sie in Österreich noch nicht hergestellt wurden. Auf seine Initiative hin wurde um 1900 eine Straße zum Kitzbüheler Horn gebaut, und auf ihn gehen die ersten Eisstock-, Eishockey-, Bob-, Rodel- und Skisprungwettbewerbe in Kitzbühel zurück. Die Tatsache, dass er am 6. Januar 1920 am Ende einer Skitour verstarb, unterstreicht noch einmal die unglaubliche Passion für den Ski- und Wintersport dieses Mannes. Er starb für das, was er lebte, den Ski- und Wintersport in Kitzbühel.

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Erstes Hahnenkamm-Rennen

Kitzbühel zog zunächst ein internationales, vor allem britisches Publikum an. Internationale Skirennen wurden veranstaltet, und 1910 war Kitzbühel zusammen mit dem Semmering (bei Wien) der beliebteste Wintersportort Österreichs. Im Jahr 1928 wurde die berühmte Hahnenkammbahn gebaut, eine der ersten Gondelbahnen Österreichs. Drei Jahre später wurden schließlich auch die ersten Hahnenkamm-Rennen organisiert. „Die Streif" ist eine der berühmtesten Abfahrten der Welt mit einer besonderen Geschichte. So mussten zum Beispiel die ersten Wettkämpfer auf halber Strecke bei der Seidlalm einen Hang hinaufsteigen, bevor sie die Abfahrt fortsetzen konnten. Der Sieger benötigte damals 9,55 Minuten. Zum Vergleich: Der aktuelle Rekord für die 3.312 Meter lange Abfahrt liegt bei 1:51,58 Minuten und wird von dem Österreicher Fritz Strobl gehalten.

Neuer Start: Seit 2021 fahren die Skifahrer der Hahnenkammabfahrt von einem neuen Starthaus ab. Das berühmte Gebäude von 1946 an der Spitze der Streif wurde abgerissen.

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Die Verbindung zu Kirchberg

Der wirtschaftliche Aufschwung fand in den 1930er Jahren ein jähes Ende. Zu dieser Zeit waren die Nationalsozialisten in Kitzbühel überrepräsentiert, und als die Nazis an die Macht kamen, kam der Wintersport zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Skigebiet dann aber wieder einen neuen und großen Aufschwung. 1948 wurde Kitzbühel zum ersten “Skizirkus” der Welt. Die Pisten waren so angelegt, dass man sie nacheinander als eine Art Rundtour durchs Skigebiet fahren konnte, was für die damalige Zeit einzigartig war. Wenig später erhielt das Kitzbüheler Horn seine erste Gondel, und in den 1950er Jahren wurde das Skigebiet um die Nachbarorte Kirchberg, Jochberg und Pass Thurn erweitert. Damit hatte das Skigebiet bereits Ende der 1950er Jahre mehr oder weniger seine heutige Größe erreicht.
Auch auf der Kirchberger Seite des Hahnenkamms gab es Lifte. Ältere Leser erinnern sich vielleicht noch an die Maierl-Sessellifte, die von Kirchberg auf die Ehrenbachhöhe führten. Ein 1952 gebauter Einsitzer-Sessellift mit einer Kapazität von 150 Personen pro Stunde wurde später durch die so genannte Maierlkette ersetzt: drei Zweisitzer-Sessellifte (Maierl I, II und III), die man nacheinander nehmen musste, um den Gipfel zu erreichen. Bis dorthin musste man allerdings mindestens 30 bis 45 Minuten im Skilift verbringen, und das bei Wind und Wetter. Zwei der drei Maierl-Lifte blieben bis 2009 in Betrieb und bis Anfang der 1980er Jahre waren die Maierl-Lifte sogar der einzige Zugang zum Skigebiet von Kirchberg aus. Erst 1984 wurde die Fleckalmbahn (eine Gondel) in Betrieb genommen. Heute gibt es sowohl auf der Maierl- als auch auf der Fleckalm zwei moderne Gondeln. Kombinierte Kapazität: 5.000 Personen pro Stunde!

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Keine Tagesgäste

Das Skigebiet schien sich ohne großen Aufwand auf sein Image verlassen zu können, die Gäste würden ohnehin kommen. Dies führte zuweilen zu interessanten Entscheidungen. Anfang der 1980er Jahre wurden zum Beispiel eine Zeit lang keine Tageskarten mehr verkauft. Dies führte natürlich zu großem Unmut bei den vielen Tagesausflüglern aus Deutschland, die oft an den Wochenenden kamen. Man ruderte allerdings recht schnell zurück mit der Entscheidung, als man merkte, dass der Einnahmeverlust doch größer war als erwartet. Trotzdem traf das Skigebiet öfter derartige Entscheidungen, in der Überzeugung es sich leisten zu können. Oft mussten die Verantwortlichen dann aber doch noch mal kurz vom hohen Ross, auf dem sie saßen, absteigen.
Kitzbühel - Kirchberg hat lange gewartet, bevor es große Investitionen getätigt hat, und war relativ spät dran Beschneiungsanlagen in das Skigebiet zu integrieren. Die Bergbahn AG Kitzbühel bezeichnet auf ihrer Website das Jahr 1993 als den Beginn der “Kunstschnee-Ära”, als die erste Beschneiungsanlage am Hahnenkamm in Betrieb genommen wurde, ignoriert aber, dass viele Skigebiete schon lange über Schneekanonen verfügten. Das italienische Gröden hatte bereits zwei Jahre zuvor 28 Prozent (49 Pistenkilometer!) künstlich beschneit und auch in Sölden gab es drei beschneite Talabfahrten. Kitzbühel - Kirchberg begnügte sich indes mit ein paar mobilen Schneekanonen, die die schlimmsten Stellen der Pisten flickten.

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1993 vs. 2003

Pistenpläne vergrößert ansehen: 1970 und 2003

Großer Rückstand

Als wäre dem Skigebiet plötzlich ein Licht aufgegangen, holte es den bis dato relative großen Rückstand zu anderen moderneren Skigebieten recht zügig auf. Weitere Schneekanonen wurden installiert, und 2004 baute Kitzbühel - Kirchberg einen der ersten Horizontallifte der Welt: die prestigeträchtige 3S-Bahn, die Kitzbühel und Jochberg verbindet. Die Lifte am Jochberg und am Pass Thurn waren bereits Teil des Skipassverbundes, aber die beiden Skirouten dorthin endeten mehr oder weniger im Nichts, lediglich ein Skibus hielt dort. Mit der 3S-Bahn wurde ein echtes zusammenhängendes Skigebiet geschaffen, das bis zur Resterhöhe am Pass Thurn reichte.
Ein Jahr später wurde dann auch die Ki-West Bahn gebaut, die das Skigebiet SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental mit Kitzbühel - Kirchberg verband, und gleichzeitig wurde auf der anderen Seite die Panoramabahn, die den Skiort Hollersbach im Salzburger Land an das Tiroler Skigebiet anschließt. Plötzlich war ein weitgehend zusammenhängendes Skigebiet entstanden, das sich wieder mit den anderen österreichischen Spitzenorten messen konnte. Ganz zu schweigen vom Snowfarming. Damit sorgt Kitzbühel jedes Jahr für Schlagzeilen, denn dank dieser Schneelager ist es seit 2014 möglich, bereits im Oktober Ski zu fahren. Auch wenn die Bedingungen eher noch sommerlich statt winterlich sind. PR-technisch scheint es Wirkung gezeigt zu haben, denn so konnte sich das klassische Skigebiet innerhalb der letzten Jahrzehnte zurück in die Bildfläche katapultieren.

Aktueller Pistenplan von 2021
Aktueller Pistenplan von 2021

Fotos: Bergbahn AG Kitzbühel

SarahS
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