Lawinenausrüstung - Was muss mit auf den Berg?

SarahS am 31 Januar 2022· bearbeitet am 12 März 2023

Egal ob du zur Skitour aufbrichst oder den frischen Pulverschnee abseits der Piste genießen willst, eine vollständige Lawinenausrüstung darf nie fehlen. Viele Skifahrer sind der Meinung, dass eine Abfahrt abseits der Piste keine echte Off-Piste ist, dabei unterschätzen sie oft die Gefahren, die auch wenige Meter neben der Piste lauern können. Jedes Jahr gibt es in den Alpen einige sehr schwere, oft tödliche Lawinenunfälle, die sich im Umkreis von nur wenigen Metern um die Skipiste herum ereignen. Natürlich ist es nicht nötig mit kompletter Lawinenausrüstung skizufahren, wenn du nur auf der gesicherten Piste fährst. Wer aber leichtfertig und ohne die nötige Ausrüstung abseits der Pisten unterwegs ist, riskiert damit Leben! Hier erhältst du einen Überblick darüber, was die klassische Freeride-Ausrüstung alles umfasst, wie du sie gebrauchst und welche Dinge sich beim Skifahren abseits der Piste, egal ob zum Tourengehen oder Freeriden, außerdem als nützlich erweisen.

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Lawinenausrüstung

Eine vollständige Lawinenausrüstung ist die Basis deiner Freeride-Ausstattung. Dazu gehören in erste Linie ein sogenanntes Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät; Lawinenpiepser), eine Sonde und eine Lawinenschaufel. Bei der Rettung einer verschütteten Person greifen diese drei Tools wie Zahnräder ineinander. Nur eine vollständige Lawinenausrüstung ist demnach auch effizient! Fehlt dir eines der Tools, dauert die Rettung länger und wertvolle (Überlebens-)Zeit geht verloren.

Lawinenpiepser (LVS-Geräte)

Der Lawinenpiepser ist ein kleines Gerät, das sowohl Signale empfangen als auch Signale selbst aussenden kann. Es dient also der aktiven Ortung von Lawinenopfern. Das schnelle Auffinden von verschütteten Personen ist sehr wichtig. Personen, die länger als 15 Minuten unter dem Schnee verschüttet sind, haben nur eine sehr geringe Chance, lebend aus einer Lawine herauszukommen.

Wie genau funktionieren LVS-Geräte?
Die Lawinenpiepser der aktuellen Generationen sind in der Regel Dreiantennengeräte und arbeiten auf einer Frequenz von 457kHz, sie können sowohl als Sender (im Sende-Modus) sowie auch als Empfänger (im Empfänger-Modus) verwendet werden. Im Sende-Modus werden periodisch im Abstand von ca. 200ms Funksignale mit einer Dauer von ca. 70ms ausgesendet. Diese elektromagnetischen Signale können dann von einem weiteren LVS-Geräte mittels Empfängermodus aufgespürt werden. Während der Fahrt ist das Gerät also durchgehend im Sendemodus, damit du im Falle eines Lawinenabgangs geortet werden kannst. Suchst du selbst nach verschütteten Personen kannst du deinen Lawinenpiepser in den Empfänger-Modus umschalten, dabei sendet das LVS-Gerät selbst keine Signale mehr aus, sondern spürt dreidimensional elektromagnetische Signale anderer (im Sende-Modus befindlicher) LVS-Geräte auf.

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Störquellen fernhalten!
Halte dein LVS-Gerät stets fern von Störquellen! Sämtliche elektronischen Geräte (Smartphone, Kamera, GPS-Geräte, Sportuhren) und große Metallobjekte (Lawinenschaufel, Flaschen, Steigeisen) beeinträchtigen die Funktion der LVS-Geräte, vor allem im Suchmodus. Mehrere Studien zeigen auf, dass solche Gegenstände falsche Distanzen zum Verschütteten oder falsche Richtungsweisungen anzeigen, wenn sie sich zu nah am LVS-Gerät befinden (Miller, S. (2015); Barkhausen, J. (2012)). Problematisch sind vor allem Smartphones, die sich näher als 30cm am LVS-Gerät befanden, denn sie reduzierten den Suchradius auf nur fünf Meter! Es wird daher stets eine Armlänge Abstand empfohlen, denn ab ca. 50cm konnte keine signifikante Störung des Suchmodus mehr gemessen werden. Schalte elektronische Geräte am besten ab, wenn du den Such-Modus verwendest.

Vorsicht! Halte dein LVS-Gerät stets von Störquellen wie großen Metallobjekten oder elektronischen Geräten fern!
Folgende Gegenstände können die Funktion deines LVS-Gerätes beeinflussen:

  • Smartphones, Kameras, Sportuhren, …
  • GPS-Geräte, Kompasse, Funkgeräte, …
  • Lawinenschaufel, Flaschen, Steigeisen, Metallboxen, …
  • Herzschrittmacher, Insulinpumpen

Sonde und Lawinenschaufel

So richtig funktional ist deine Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät aber erst in Verbindung mit Sonde und Lawinenschaufel. Die Sonde dient zur Feinortung der verschütteten Person und als Orientierungshilfe beim Ausgraben mit der Lawinenschaufel. Hat dich dein LVS-Gerät zu einer bestimmten Stelle geleitet, kannst du diese Stelle mit der Sonde genauer absuchen und punktgenau bestimmen, wo sich das Lawinenopfer befindet. Meist sind solche Sonden aus Aluminium, wobei nicht unbedingt das Gewicht im Vordergrund steht, sondern die Robustheit des Materials. Eine Sonde muss außerdem mindestens 2,4 Meter lang sein! Wenn die verschüttet Person erfolgreich aufgespürt wurde, geht es darum die Person so schnell wie möglich aus den Schneemassen zu befreien. Eine Lawinenschaufel mit Teleskopstiel und großem Schaufelblatt sind dafür besonders gut geeignet. Auch hier ist nicht unbedingt das Gewicht Priorität, denn Metallschaufeln sind zwar etwas schwerer, dafür sind sie um ein Vielfaches stabiler als die Plastikvariante!

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Zusätzliche Lawinenausrüstung

Wer für zusätzliche Sicherheit am Berg sorgen will, kann neben der standardmäßigen Lawinenausrüstung zum Beispiel auch den Kauf eines Lawinenairbags erwägen. In den meisten Fällen werden diese in speziell für diesen Zweck ausgelegte Touren- oder Freeride-Rucksäcke integriert. Ähnlich einer Schwimmweste kann der Airbag im Falle eines Lawinenabgangs vom Skifahrer selbst ausgelöst werden. Dabei sorgt er für Auftrieb aus den Schneemassen, um dich an der Oberfläche der Lawine zu halten und eine vollständige Verschüttung zu verhindern. Ein Nachteil der Airbag-Rucksäcke ist jedoch, dass sie ziemlich teuer sind. Und auch das Gewicht des Ganzen ist nicht zu unterschätzen. Du musst mit zwei bis drei Kilogramm Leergewicht rechnen, also mehr als das doppelte eines normalen Rucksacks.
Die Anschaffung lohnt sich aber trotzdem für alle, die abseits der Pisten unterwegs sind, denn es ist bereits seit vielen Jahren erwiesen, dass Lawinenairbags die Überlebenschancen von Lawinenopfern um ein Vielfaches erhöhen. Da ist das zusätzliche Gewicht das kleinere Übel…
Weitere Bestandteile der Lawinenausrüstung sind außerdem der Lawinenball oder das Lawinenseil. Das Prinzip ist bei beidem gleich. Das eine Ende des circa 6 Meter langen Seils wird am Skifahrer befestigt, während das andere frei in einer Systemtasche auf dem Rucksack aufliegt. Kommt es zu einer Verschüttung durch eine Lawine, bleibt der Ball oder das freie Seilende an der Oberfläche der Schneemasse, sodass die verschüttete Person schnelller gefunden und gerettet werden kann.
Zuletzt sei noch der sogenannte Lawinenschnorchel erwähnt. Er soll einen die Gefahr zu Ersticken minimieren. Die häufigste Todesursach bei Lawinenunglücken ist der Erstickungstod. Von dichtem Schnee eingeschlossen ist die Luft zum atmen ohnehin knapp. Hinzu kommt, dass die CO2-reiche Ausatemluft um das Lawinenopfer herum akkumuliert und wieder zurück eingeatmet wird. Das führt schnell zu einem lebensgefährlichen Sauerstoffmangel. Der Lawinenschnorchel soll dies verhindern, indem die ausgeatmete Luft über den Schnorchel an den Rücken des Skifahrers geleitet wird.

Schutzkleidung

Neben der “obligatorischen” Lawinenausrüstung (LVS-Gerät, Sonde und Schaufel) gibt es noch einige andere Dinge, die du abseits der Piste dabei haben solltest. Dazu gehört einerseits eine angemessene Schutzkleidung/-Ausrüstung wie Skihelm, Skibrille oder Rückenprotektor. Helle und leuchtende Farben der Skikleidung sind empfehlenswert, so bist du im Falle des Falles leichter sichtbar für die Bergrettung oder andere Skifahrer. Aber auch ein Erste-Hilfe-Set sollte in jedem Rucksack zu finden sein. Nicht selten passiert es, dass unter dem Schnee verborgene Felsen, Baumstümpfe oder andere Hindernisse zu Stürzen und Verletzungen führen. Für längere Touren, aber auch standardmäßig solltest du einen Notfall-Snack zur Hand haben. Dafür bieten sich Riegel, Nüsse oder andere energiereiche Snacks an. Rechne immer damit, dass die Tour/Abfahrt länger dauern kann oder schwerer ist, als erwartet und kenne deine Grenzen! Um einen Notruf absetzten zu können solltest du außerdem ein Mobiltelefon mitnehmen. Achte darauf, dass es geladen ist und während der Tour am Körper (Achtung: Mindestabstand zu LVS-Geräten!) getragen wird. So wird der Akku vor den kalten Temperaturen geschützt.

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Wissen

Aber viel wichtiger als all das oben genannte Material ist es, zu wissen wie du die Geräte handhaben musst und dass du weißt, was du tust! Fahre nicht einfach so spontan von der Piste ab, vor allem nicht, wenn du nicht die nötige Ausrüstung und Kenntnis hast. Sei niemals allein unterwegs, denn ein LVS-Gerät allein hat wenig Sinn, wenn niemand danach sucht. Es gibt zahlreiche Kursangebote von Skischulen oder Alpenvereinen, bei denen du den Umgang mit solchen LVS-Geräten und der Lawinenausrüstung lernen kannst und bei welchen du das nötige Wissen über die Gefahren im freien Gelände und alles über das richtige Verhalten am Berg lernen kannst. Traue dich auch einmal nein zu sagen, auch wenn der Pulverschnee noch so verlockend ist, denn Vorsicht ist in jedem Fall besser als Nachsicht!

SarahS
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