Das Weihnachtstauwetter und warum es häufig im Dezember regnet

Roel am 11 Dezember 2023

Die Zeit vor Weihnachten ist wettertechnisch immer gefährlich
Die Zeit vor Weihnachten ist wettertechnisch immer gefährlich

Nach einem mehr als großartigen Start in die Saison mit viel Schneefall, bekommen wir jetzt eine milde Periode. Es wird tauen und in höheren Lagen regnen, was die märchenhaften Winterbilder zerstören wird. Einige Leser sprachen bereits vom verfrühtem Weihnachtstauwetter. Aber was bedeutet Weihnachtstauwetter eigentlich? Ist das die Ursache für den Regen, der so oft im Dezember fällt?

Milde Luft nie weit weg

Kalte und milde Phasen wechseln sich im November und Dezember regelmäßig ab. Nordeuropa kühlt sich stark ab und manchmal erreicht diese Kälte schon die Alpen. Auf der anderen Seite haben wir in West- und Mitteleuropa jedoch überwiegend Westwinde. Wenn es eine Zeit lang kalt war, dauert es nie lange, bis die westliche Strömung einsetzt und die Kälte wegbläst. Außerdem sind wir von Wasser umgeben. Sowohl der Atlantik als auch das Mittelmeer sind zu Beginn des Winters noch relativ warm, wenn die Luft von dort kommt, ist sie also etwas wärmer.

Weihnachtstauwetter: 7 von 10 Jahre mild

‘Weihnachtstauwetter’ bezeichnet eine ausgeprägte, wiederkehrende milde Phase kurz vor Weihnachten. In der Meteorologie nennen wir das auch eine Singularität: ein ungewöhnliches oder auffälliges Ereignis, das nicht zum normalerweise unberechenbaren Verlauf des Wetters passt. In diesem Fall handelt es sich um den Zeitraum vom 22. bis 28. Dezember, in dem es nachweislich in 7 von 10 Jahren mildes und manchmal nasses Wetter gibt. Der Deutsche Wetterdienst hat vor ein paar Jahren diese Grafik veröffentlicht, die diese wärmere Periode anhand der durchschnittlichen Dezembertemperaturen zwischen 1949 und 2017 zeigt. Frankfurt wurde als Punkt genommen, aber dieser Trend gilt mehr oder weniger für ganz Mitteleuropa, also auch für die Alpen.

Quelle: DWD
Quelle: DWD

Laut einigen Wetterdiensten beginnt das Weihnachtstauwetter ein paar Tage früher, laut anderen etwas später oder ist kürzer, aber fast alle räumen seine Existenz ein. In der Schweiz gab es seit 2010 kein einziges Jahr ohne Tauwetter kurz vor (oder während) Weihnachten. Letztes Jahr (2022) erlebten wir die extremste Form von Weihnachtstauwetter. Ab dem 19. Dezember 2022 schmolz in den französischen, schweizerischen und österreichischen Alpen unterhalb von 2000m fast der gesamte Schnee weg, während es bis Mitte Dezember noch ziemlich kalt war.

Das kälteste Weihnachten hatten wir 1962. In der Weihnachtsnacht wurden in Kitzbühel -27,9 Grad erreicht; auf dem Innsbrucker Flughafen lagen 96 Zentimeter Schnee.

Weiße Weihnacht?

Wie du in der Grafik sehen kannst, entspricht das milde Wetter von heute genau dem Höchststand vom 12. Dezember. Danach bricht wieder eine kältere Phase an. Wir können das milde Wetter in dieser Woche also kaum auf klassisches Weihnachtstauwetter zurückführen. Außerdem fehlte in diesem Jahr der Höhepunkt am 4. Dezember. Das macht deutlich, dass ein solches statistisches Bild nicht alles aussagt. Das sehr wechselhafte Wetter hält sich nicht standardmäßig an statistisch ermittelte Durchschnittswerte und so dürfen wir auch in diesem Jahr ausnahmsweise auf ein kaltes, schneereiches Weihnachtsfest hoffen. Ob das passieren wird, ist die große Frage. Darüber lässt sich - wie immer - zwei Wochen im Voraus nichts sagen. Positiv für die Skigebiete ist, dass die Ausgangslage besser ist als letzte Saison. Es liegt nämlich viel mehr Schnee als vor einem Jahr.

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Schneebedeckung Schweiz 8.12.22 (li) und 3.12.23 (re)

Roel
Roel ist schon seit 2009 unser beliebter Wettermann für das Skiwetter. Fast täglich schreibt er über Sonne, Schnee und Hintergründe rund um das Thema Skiurlaub.
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