Wie beeinflussen höhere Temperaturen die Schneequalität?

SarahS am 08 März 2023

Klarer Himmel sorgt für gut gefrorene Pisten.
Klarer Himmel sorgt für gut gefrorene Pisten.

Du hast einen Skiurlaub mit der Familie oder deinen Freunden gebucht und alles ist bereit. Die Taschen sind gepackt und die Ski frisch geschliffen und gewachst, jetzt noch ein letzter Check was der Wetterbericht für die nächste Woche in der Region deines Skigebietes vorhersagt: Oh je, nur Plusgrade? Kein Grund zur Panik, ein paar Tage über Null verkraftet Schnee allemal! Aber was genau passiert mit Schnee bei Plusgraden und wann musst du dir Sorgen um die Schneequalität für deinen Skiurlaub machen? Hier kannst du genau nachlesen, wie höhere Temperaturen die Schneequalität beeinflussen.

Nicht nur die Temperatur ist entscheidend

Viele Menschen sehen hohe Temperaturen im Wetterbericht und denken, der Schnee würde sofort schmelzen. Glücklicherweise ist das nicht so einfach. Die Lufttemperatur ist nämlich bei weitem nicht der einzige Faktor, der darüber entscheidet, ob der Schnee schmelzen wird oder nicht. Viele weitere Faktoren, wie die Kraft der Sonne oder die Art des Schnees spielen dabei eine wichtige Rolle, denn auch der Schnee selbst verändert sich ständig. Älterer, kompakterer Schnee reagiert viel weniger empfindlich auf Tauwetter als lockerer Neuschnee.

Schnee verschwindet nicht so schnell

Temperaturen über Null Grad sind in den Alpen ganz normal, vor allem während der Frühjahrsferien. Der Beweis dafür, dass der Schnee auch im Frühling noch einiges aushält, sind die Schließungsdaten der Skigebiete. Viele Gebiete schließen (wenn noch genügend Schnee liegt) nach den Frühjahrsferien oder sogar erst zu Ostern. Der Schnee schmilzt also nicht mal ebenso weg. Natürlich ist das Saisonende für Skigebiete auch davon abhängig wie gut die Pisten „gepflegt“ wurden und ob die Schneedeck im Herbst/Winter gut beschneit und präpariert wurde. Alle Infos und Hintergründe zu diesem Thema findest du in dem Blog „Was ist Snowfarming?“ und auf unsere Themenseite Nachhaltigkeit – Kunstschnee.

Paradox

Bei klarem Wetter kann es tagsüber recht warm sein und trotzdem schmilzt der Schnee zu dieser Jahreszeit nicht einfach so. Bei klarem Himmel kann die Schneedecke nämlich durch Abstrahlung von Energie (in Form von Wärme) an die (kältere) Umgebungsluft viel Wärme verlieren. Jetzt fragst du dich vielleicht: wie soll kalter Schnee noch Wärme verlieren? Einen interessanten Artikel, in dem dieser Prozess detailliert erklärt wird findest du hier (alpenverein.at). Durch diesen Kühlungseffekt schmilzt der Schnee also auch tagsüber nicht so schnell, sondern taut nur ein wenig und in der Nacht (wenn es genügen abkühlt) kann der Schnee wieder gut und schnell gefrieren. Das Ergebnis ist ein feiner Frühlingsschnee. Bei bewölktem Wetter gefriert der Schnee hingegen viel stärker. Ja es klingt paradox, dass der Schnee bei kühlerem, aber bewölktem Wetter manchmal stärker schmilzt und von schlechterer Qualität ist als bei wärmerem, aber klarem Wetter. Der Grund dafür ist aber logisch, den der Kühlungseffekt, denn der Schnee bei klarem Wetter erfährt, ist bei wolkigem, trübem Wetter nicht so stark.

Herrliche Pisten dank milderem Wetter!
Herrliche Pisten dank milderem Wetter!

Die Kraft der Sonne

Obwohl die Sonne vor allem später im Winter wieder stärker wird, strahlt sie noch lange nicht mit voller Kraft. Zu dieser Jahreszeit schmelzen nur die steileren Süd- und Südwesthänge schnell, da dort die Sonne am stärksten scheint. Deshalb werden im Frühling diese Hänge auch als erstes wieder grün. Flache Südhänge schmelzen weniger schnell, Osthänge werden von der Sonne nur gestreift, und an steile Nordhängen kommt die Sonne gar nicht hin. Solange du dir also nicht unbedingt niedrig gelegene oder steilere Südhänge aussuchst zum Skifahren, wirst du länger im Winter Spaß an guten, festen Pisten haben, die nicht schon früh am Vormittag völlig sulzig sind. Wenn die Lifte geöffnet werden, sind die Südost- und Südhänge oft die besten Pisten, denn dort findest du oft Firnschnee, eine dünne Schicht frisch angetauter Schnee, besser kann es nicht werden. Und wenn es noch nicht späte im März oder April ist, bleibt der Schnee, besonders auf den höheren Hängen, wo es kälter ist, einen großen Teil des Tages gut.

Kompakter Schnee

Was ist, wenn es in den kommenden Wochen überhaupt keinen neuen Schnee mehr gibt? Während eines längeren Zeitraums ohne Schneefall, wenn der Schmelz- und Tauvorgang andauert, wird der Schnee kompakter. Dieser Schnee, der immer mehr wie Firn (Frühlingsschnee) aussieht, reagiert immer unempfindlicher auf Temperaturschwankungen und Sonneneinstrahlung. Außerdem klebt frischer, geschmolzener Schnee enorm, älterer, kompakter Schnee hingegen gleitet besser und verträgt die höheren Temperaturen besser. Dies hat mit der Luftmenge im Schnee und der Kontaktfläche der Schneekristalle zu tun. Je mehr Luft sich zwischen den Schneeflocken befindet, desto empfindlicher reagieren sie auf die Wärme. Je kompakter der Schnee aber ist, desto weniger Einfluss hat die Wärme auf den Schnee, denn die kompakten Schneeschichten isolieren besser. Deshalb bleibt Kunstschnee, der nicht aus Flocken, sondern aus Eisstücken mit wenig Luft dazwischen besteht, auch so lange liegen.

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Genießen

Unser Fazit: Keine Panik! Schnee kann ganz schön viel wegstecken und ist erst einmal eine ordentliche Schneedecke vorhanden, verschwindet diese auch so schnell nicht wieder. Freue dich über die angenehmen Temperaturen und genieße deinen Skiurlaub (natürlich auch mit einem erfrischenden Getränk auf einer Alm-Terrasse!). Mit einem Minimum an Planung kannst du deinen Skitag perfekt auf die Wetterbedingungen anpassen: Fange vormittags auf Südhängen an, denn dort ist bereits die Sonne. Nachmittags kannst du dann zu den Nordhängen wechseln, denn diese sind geschützt vom Schatten auch Nachmittag noch nicht sulzig.

SarahS
Besucht von ihrem Wohnort in Tirol aus im Winter für uns die Skigebiete und gibt wertvolle Updates.
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