Skiwetterkunde: Was passiert bei einem Nordstau?
Im Vorfeld der Skisaison sehnt sich jedes Skigebiet nach Schnee, am liebsten nach viel Schnee. Denn dann werden die arbeitsreichen Weihnachtsferien weiß und stimmungsvoll. Das Wort, auf das die Skigebiete in der Wettervorhersage dann besonders achten, ist “Stauwetterlage”. Nein, kein Stau auf den Autobahnen in Richtung Alpen, sondern ein Wolkenstau, der dafür sorgt, dass ein Teil der Alpen mit einer dicken Schneeschicht überzogen wird. Im Falle eines ‘Nordstaus’ zum Beispiel die Nordalpen. Aber was ist eine Stauwetterlage und was genau passiert, das so viel Schnee fällt?
Was ist ein Nordstau?
Stauung: Das ist genau das, was mit den Wolken passiert, die so viel Schnee produzieren. Wenn der Wind zum Beispiel aus dem Norden oder Nordwesten weht, wird feuchte Luft von der Nordsee gegen die Alpen gedrückt. Das nennt man einen “Nordstau”. Wenn die Luft auf die Berge trifft, kann sie nichts anderes tun, als aufzusteigen. Während sie aufsteigt, kühlt die Luft ab, und weil kältere Luft weniger Feuchtigkeit enthalten kann, fällt Schnee aus den Wolken.
Schneebringer für die Nordalpen
Der Nordstau ist der Schneebringer für den größten Teil Österreichs, die nördliche Schweiz und manchmal auch für die nördlichen französischen Alpen. Diese Regionen werden auch die Nordalpen oder die Nordseite der Alpen genannt. Solange der Wind aus dem Norden weht und feuchte Luft mitbringt, schneit es anhaltend gegen diese Barriere. Ein halber Meter Schnee bis in die Täler in 24 Stunden ist keine Ausnahme. Manchmal fällt sogar noch viel mehr, wie im Winter 2018-2019. Damals folgten mehrere Nordstau-Situationen aufeinander, die in den ersten beiden Januarwochen zu zwei bis drei Metern Schnee führten. In Österreichs Hochfilzen fielen sogar 4,5 Meter Neuschnee!
Südlicher schnell viel weniger Schnee
Nicht alle Skigebiete werden von einem Nordstau beschneit. Sobald die Wolken die Südalpen erreicht haben, schneit es kaum noch, denn auf dem Weg nach Süden verliert die Luft immer mehr Feuchtigkeit. Außerdem muss die Luft den Alpenhauptkamm überqueren; das ist der höchste Bergrücken der Alpen, der genau durch die Mitte des Gebirges verläuft. Hinter dem Alpenhauptkamm sinkt die Luft ab, wodurch sie weiter austrocknet. Die Wolkendecke reißt auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Das wird auch als Föhn-Effekt bezeichnet und ist der Hauptgrund, warum es in den italienischen Dolomiten bei einem Nordstau oft trocken bleibt. Wenn du als Sonnenliebhaber Last MInute in den Skiurlaub fahren willst, ist es gut zu beobachten, welche Wetterlage es gibt.
‘Viel Schneefall in den gesamten Alpen’ gibt es nicht
Das Prinzip des Nordstaus ist im Grunde dasselbe wie bei einem Südstau oder Weststau, den beiden anderen großen Schneebringern. Beim Südstau kommt der Schnee aus dem Süden und die italienischen Alpen sind in der Schusslinie, bei einem Weststau muss in den französischen Alpen der Schnee geräumt werden. Das sorgt für große Unterschiede im Wetter (und in den Schneehöhen) zwischen den Alpenländern und sogar den Skigebieten. Es ist selten, dass es überall viel Schnee gibt. Eine populäre Nachrichtenschlagzeile wie “Viel Schnee in den Alpen” ist daher meist falsch gewählt. Eher ist das Gegenteil der Fall: Ein ergiebiger Schneefall in Österreich schließt oft aus, dass auch Italien oder Frankreich viel Schnee abbekommen. Gut zu wissen!
Wettervorhersage
Fragst du dich, ob deinem Reiseziel bald ein Stau bevorsteht? Lies unsere “handgeschriebenen” Wintersport-Skiwetterberichte auf skiportal.de. Früher schon bei besondere Wetterlagen, aber ab November täglich auf dieser Website! Willst du wissen, wenn Schnee in deinem Wunschskigebiet gefallen ist? Melde dich dann für den Schneealarm an.