Meran 2000: Skifahren über den Palmen

Roel am 13 Februar 2024

Die Gondel nach Meran2000
Die Gondel nach Meran2000

Ein mildes und sonniges Winterklima, ein hochgelegenes Skigebiet, eine Kurstadt mit urbanem Flair und Namensgeber des berühmtesten Bundeslandes Österreichs. Die italienische Region Meran (italienisch Merano) bietet all das und ist dennoch für die meisten Wintersportler ein blinder Fleck. Wir wollten diesen blinden Fleck ein für alle Mal beseitigen und machten uns auf den Weg nach Südtirol.

Sanftes Klima

Als wir in Meran ankamen, hatten wir bereits eine besonders abwechslungsreiche Reise hinter uns. Nach Österreich überquerten wir den Brenner in Richtung der Südtiroler Hauptstadt Bozen und fuhren dann in ein offenes, weites Tal. Hier erinnert nichts an Wintersport. Vielmehr fahren wir an Zypressen, Palmen und Obstbäumen vorbei, an vielen Obstbäumen. Meran hat also ein mediterranes Klima, und das ist etwas ganz Besonderes, weil es mitten in den Alpen liegt. Der Grund für sein mildes, trockenes Klima ist, dass es von den wichtigsten Wettereinflüssen völlig abgeschirmt ist. Durch den Alpenhauptkamm im Norden hat es kalte, feuchte Luft schwer, Meran zu erreichen. Und auch im Westen und Süden befinden sich hohe Dreitausender, die die meisten Schlechtwetterlagen abhalten. Außerdem liegt Meran nur 325 Meter über dem Meeresspiegel, wodurch es ohnehin milder ist.

Haflinger Pferde

Es ist ein besonderer Anblick, die mediterrane Vegetation vor den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Meran liegt in einer weiten Kessel mit vier Tälern: dem Etschtal, dem Passeiertal, dem Ultental und dem Vinschgau. Aufgrund der geringen Höhe muss man für Schnee also höher hinaus, und genau das werden wir auch tun. In Meran fahren wir direkt den Berg hinauf nach Hafling (Avelengo), einem höher gelegenen Dorf auf 1.290 Metern, wo sich unser Hotel für die nächsten zwei Tage befindet. Hafling wird vielen wegen der berühmten Haflingerpferde ein Begriff sein. Mit der Zucht dieser Pferderasse wurde 1874 im nahe gelegenen Schluderns begonnen, woraufhin sie häufig an den Hängen von Hafling anzutreffen waren. Sie transportierten unter anderem Kurgäste von Meran nach Hafling und wieder zurück. Heute sehen wir keine Pferde, aber in Hafling liegt bereits Schnee. Das verheißt Gutes für unseren morgigen Besuch in Meran 2000, dem Skigebiet der Stadt Meran.

Meran 2000

Da Meran so niedrig liegt, befindet sich die Talstation etwas höher auf dem Berg auf 680 Metern. Es gibt also keine Talabfahrt nach Meran selbst. Als wir in die Gondel einsteigen, sehen wir in einer Halterung das Faltblatt “Therme & Ski”. In Meran geht es ja auch nicht um Skifahren und Wintersport. In der Stadt geht es viel mehr um Kuren und Wellness, aber das hat nichts mit dem Skigebiet zu tun. Neugierig, was wir vorfinden, fahren wir mit der Gondel zur Bergstation Piffing auf über 1.900 Meter, eine siebenminütige Fahrt. Von der Stadt aus kann man das Skigebiet nicht wirklich sehen, aber von der Bergstation aus sieht Meran aus der Bildauschnitt einer Postkarte.

Auf der Rückseite kann man gleich einige Übungsläufe machen, um in Schwung zu kommen. Sie führen zur einzigen wirklichen Talabfahrt der Gegend, zum Weiler Falzeben oberhalb von Hafling. Auf der Piffing gibt es aber noch mehr zu tun. Wir sehen viele Winterwanderer, es gibt zwei Rodelbahnen und wir fahren an mehreren Berghütten vorbei, die auch für Wanderer zugänglich sind. Wahrlich ein Berg für Meraner Stadtmenschen, die an einem Sonntag unterwegs sein wollen, wie der Patscherkofel für Innsbrucker.

Wir queren sofort zur neuen Naifjoch-Gondel, die uns tiefer ins Skigebiet bringt. Hier gibt es keine Aussicht auf die schneefreie Stadt, sondern eine richtige Winterlandschaft mit Pisten in alle Richtungen. Wir nehmen den Mittager-Sessellift, der uns zur Mittager Hütte bringt. Ein fotogenes Plätzchen, wie sich herausstellt. Man kann die zerklüfteten Dolomitengipfel sozusagen anfassen!

Kesseltal

So hat jede Bergflanke in Meran 2000 ihr eigenes Aushängeschild. Auf der gegenüberliegenden Seite steht das Kirchlein Sankt Oswald mit dem gleichnamigen roten Hang, rechts die Kesselberghütte unter dem - wie könnte es anders sein - 2.300 Meter hohen Kesselberg. Der Name ist ebenso treffend, denn die Hänge laufen in einer Art Kessel hinunter. Die Pisten sind nicht lang, aber sie sind abwechslungsreich und haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Der schwarze Mittagerhang ist eindeutig der steilste und unterhalb des Kesselbergs ist er sogar sehr sanft. Auf diesen Pisten holen wir etwas Zeit auf, bevor wir zurück nach Piffing fahren. Es ist höchste Zeit für das Mittagessen, aber wir können uns kaum zwischen den Hütten entscheiden. In dem 40 Pistenkilometer großen Skigebiet gibt es nicht weniger als 15 Hütten! Am Ende entscheiden wir uns für das Piffinger Köpfl, eine traditionelle Hütte mit Skiern und alten Werkzeugen an der Wand.

Dorf Tirol

Nach dem Mittagessen fahren wir mit der Gondel zurück und besuchen Tirol. Nicht das ‘österreichische Tirol’, sondern das Dorf Tirol (Tirolo), das etwas oberhalb von Meran liegt. Viele wissen es nicht, aber von diesem Dorf hat das ‘große’ Tirol seinen Namen. Das hat nicht einmal damit zu tun, dass Nord- und Südtirol bis 1919 zusammengehörten, sondern mit dem benachbarten Schloss Tirol. Dieses Schloss war im Mittelalter der Sitz der Grafen von Tirol. Um 1120 waren sie so mächtig geworden, dass sie an der imposantesten Stelle über dem Tal, auf einem Moränenhügel neben dem heutigen Dorf Tirol, eine Burg errichten ließen. Nach 1140 war Schloss Tirol bereits die bedeutendste Burg in ganz Tirol.

Die erste schriftliche Erwähnung von Dorf Tirol stammt aus dem Jahr 1149, und das Jahr 1248 gilt als das Geburtsjahr der Grafschaft Tirol. Von da an hieß es nicht mehr “Land der Berge”, sondern “dominium comitis tyrolis”: “Herrschaft der Grafen von Tirol”. Eines der ersten Bilder des Adlers auf Tiroler Fahnen ist noch heute im Schloss Tirol zu bewundern. Leider ist das für uns nicht möglich, denn das Schloss ist erst ab 15. März geöffnet. Aber auch von außen ist das Schloss Tirol einen Besuch wert. Von Dorf Tirol aus machen wir einen schönen, sonnigen 15-minütigen Spaziergang vorbei an Weinreben und Palmen bis zu den Schlossmauern. Unten im Tal winkt die Stadt Meran.

Meran und seine Thermalquellen

Höchste Zeit, Meran selbst zu besuchen, denn abgesehen davon, dass die Stadt jahrhundertelang die offizielle Hauptstadt Tirols war, ist sie mindestens ebenso sehr mit dem Aufstieg des Kurtourismus verbunden. Dieser begann im Jahr 1836, als Dr. Josef Waibl in einer Publikation die klimatischen Vorzüge Merans beschrieb. Das milde Klima und die reine Luft lockten Berühmtheiten wie Richard Strauss und Kaiserin Sissi in die Stadt, und immer mehr Adelige und Standespersonen folgten. Villen und Hotels aus dieser Zeit zieren noch heute das Stadtbild von Meran.

Den Abschluss der Reise bildet die Therme Meran. Diese Therme liegt mitten in der Stadt, gegenüber dem alten Kurhaus, und verfügt über mehrere Innen- und Außenbecken. Das Thermalwasser kommt nicht aus der Erde, sondern aus großer Höhe, nämlich vom Vigiljoch (zu dem auch ein Skigebiet gehört). Im Jahr 1933 wurde auf diesem Berg vor den Toren Merans radonhaltiges Wasser entdeckt, das durch das Gestein sickert. Radon ist ein Edelgas, das sich als wohltuend für Patienten mit Kreislauf-, Harn- und Atemwegsproblemen erwies. Es wurde daher beschlossen, einen 1 200 Meter langen Tunnel zu graben, in dem das Wasser aufgefangen wird. Aus einer Höhe von etwa 1.500 Metern wird das Wasser nun über ein Rohrsystem in das Zentrum von Meran geleitet, wo wir uns in der Therme Meran erholen. Ein erholsamer Abschluss einer keineswegs durchschnittlichen Wintersportreise, bei der das Skifahren tatsächlich an zweiter Stelle steht.

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Tipp

Der kleine Skiort Meran 2000 war einen Besuch wert, aber es wäre schade gewesen, es dabei zu belassen. Das Skigebiet Schwemmalm, das wir als nächstes besuchten, liegt knapp vierzig Autominuten von Meran entfernt. Auch hierüber haben wird es einen Bericht geben. Mit dem Ortler-Skiarena-Pass kann man beide Skigebiete nutzen.

Roel
Roel ist schon seit 2009 unser beliebter Wettermann für das Skiwetter. Fast täglich schreibt er über Sonne, Schnee und Hintergründe rund um das Thema Skiurlaub.
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