Skiwetterkunde: Was ist das Wetterphänomen Retour d'Est?

BenB am 14 Dezember 2023

Von allen Wetterphänomenen, die ich in der Reihe “Skiwetterkunde” beschreibe, ist der “Retour d’est” vielleicht der speziellste. Bei uns in Deutschland ist er kaum bekannt, aber in den südfranzösischen und italienischen Alpen sehr wohlr. Retour d’est, frei übersetzt “Rückkunft aus dem Osten”, ist Schneefall, der von einem Südstau ausgeht, aber von extremer Intensität ist. Das liegt an einer besonderen Luftdruckverteilung, die nicht jeden Winter auftritt.

Was passiert?

Normalerweise ziehen Tiefdruckgebiete von West nach Ost an den Alpen vorbei. So auch das Genua-Tief, das für den meisten Schneefall in den Südalpen verantwortlich ist. Ein Genua-Tief ist aber nicht irgendein Tiefdruckgebiet, gelegentlich sorgt es für eine Überraschung und das aus einem ungewöhnlichen Winkel: dem Osten.

Retour d'est
Retour d'est

Wenn dieses Tiefdruckgebiet lange genug verweilt, strömt feuchte Luft über eine Umweg gegen den Uhrzeigersinnauf den italienischen/französischen Alpenhauptkamm. Wenn diese feuchte Luft aus der tief liegenden Po-Ebene plötzlich auf eine Wand aus Bergen trifft, kommt es zu Schneefall, sehr starkem Schneefall sogar, an der Grenze zwischen Italien und Frankreich. Manchmal fallen mehr als zwei Meter in 24 Stunden! Ein Phänomen, das man in anderen Teilen der Alpen fast nie sieht.

Schlecht vorhersehbar

Ärgerlicherweise ist dieses Ereignis nur schwer vorhersehbar, weil es bei weitem nicht bei jedem Genua-Tief vorkommt. Es muss auch nicht unbedingt ein Genua-Tief sein. Ein “normaler”, aber feuchter Ostwind kann auch ausreichen. Drittens tritt ein Retour d’est oft lokal auf. Der Schwerpunkt liegt manchmal nur innerhalb weniger Quadratkilometer. Weit verbreitete Retour d’ests treten entlang der italienisch-französischen Grenze auf, etwa zwischen dem Aostatal und Limone Piemonte, wobei der intensivste Schneefall auf der italienischen Seite zu verzeichnen ist.

null

Große Unterschiede

Je weiter in Frankreich (vom Alpenhauptkamm aus gesehen), desto weniger Schnee fällt. Im Gebiet von Via Lattea ist der Unterschied besonders deutlich. Wenn in Sestrière ein Meter Schnee fällt, bleibt es in Montgenèvre manchmal trocken, und das innerhalb eines Skigebiets.

Rund um den Col Agnel (Skigebiete Queyras) kann es ebenfalls vorkommen, und auch hier siehst du dann, dass die Unterschiede über kurze Entfernungen riesig sind (Ceillac oft nur ein bisschen; Vars gar nichts). In den Queyras gilt das Dorf Ville Vieille als Grenze.

BenB
Ben arbeitet seit über 20 Jahren im Tourismus und ist Spezialist für den Verkauf von Skireisen.
Schneealarm

Erhalte im Vorfeld deines Skiurlaubs einen kostenlosen Schneealarm per E-Mail deines Reiseziels! Die Benachrichtigungen werden nach deinem Urlaub automatisch gestoppt.