Grundlagen für das Fotografieren im Schnee

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Gute Fotos im Schnee zu schießen ist kein Hexenwerk, auch wenn es gerade am Anfang nicht ganz einfach erscheint. Wichtig ist, immer eine gute Sicht auf die Dinge zu haben (im wahrsten Sinne des Wortes) und zu wissen was man tut.

Fotografieren üben

Der erste Tipp für das Fotografieren im Schnee: knipsen was das Zeug hält, nur so lernst du das Fotografieren! Also auch im Sommer, zu Hause, beim Spaziergang, beim Sport oder bei einer Fahrradtour. Versuche dich an Nachtaufnahmen oder mache Porträtfotos. Auch deine Haustiere dürfen mit auf das Bild. Kurz gesagt, sammle Erfahrung, denn je mehr Erfahrung du sammelst, desto besser verstehst du deine Kamera und umso geschulter ist dein Blick für gute Fotomotive. Lass die Kamera nicht den ganzen Sommer in der Tasche, schließlich sind nicht viele Leute mit solch einem Talent gesegnet, dass sie auch ohne Übung perfekte Fotos im Schnee schießen können. Spiele mit der Kamera und probiere alle Funktionen und Möglichkeiten aus. Auch aus misslungenen Fotos (vor allem aus solchen) kannst du etwas lernen!

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Grundlegende Kameraeinstellungen

So manche Fotografen mögen es kompliziert, wenn es um Kameraeinstellungen geht. Dabei verlieren sie sich auch gerne mal in Fachsimpelei, der du als Laie nur schwer Folgen kannst. Es ist aber nicht unbedingt notwendig all die Begriffe zu kennen, um gute Bilder zu machen. Viel wichtiger ist es, die grundlegende Technik zu verstehen. In der untenstehenden Pyramide sind die wichtigsten Punkte schematisch dargestellt. Die Aufnahme eines scharfen und gut belichteten Bildes ist eine Kombination aus diesen drei Werten: Verschlusszeit, Blende und ISO. Du musst deshalb nicht unbedingt alles manuell einstellen, aber wenn ein Bild schiefgeht, kannst du das Problem anhand dieser Parameter leicht herausfinden und beheben.

goldenes Dreieck der Fotografie

Die Verschlusszeit (S)

Je schneller sich der Verschluss einer Kamera schließt, desto besser kannst du die Bewegung punktgenau einfangen. Die Verschlusszeit entspricht dabei der Belichtungszeit, also der Zeitspanne in der Licht auf den Sensor der Kamera fallen kann. Wenn die Verschlusszeit zu langsam eingestellt ist, kann es passieren, dass ein sich bewegendes Motiv unscharf wird. Das wird durch die Veränderung des auf den Sensor einfallenden Lichts verursacht. Du kannst für einen Skifahrer, der sich zwar schnell bewegt, aber weit weg ist aber trotzdem eine längere Verschlusszeit verwenden, da die Veränderung des einfallenden Lichts geringer ist als bei einem Skifahrer oder Snowboarder, der nahe an dir vorbeifährt. Vielleicht stellst du dir jetzt die Frage: “Warum dann nicht einfach immer die kürzest mögliche Verschlusszeit verwenden?” Das hat einen einfachen Grund. Je kürzer die Verschlusszeit, desto weniger Licht kann in die Kamera gelangen und umso dunkler wird dein Bild. Du musst also versuchen eine Verschlusszeit zu finden, die es ermöglicht das Motiv scharf abzubilden und gleichzeitig genügend Licht auf den Sensor lässt, um ein gut belichtetes Foto zu erhalten. Um zusätzlich die Belichtung zu regulieren, gibt es dann noch die “Blende” und den “Iso-Wert”.

Tipp: Um Sicherzustellen, dass alle Bewegungen im Fokus sind, verwende bei Action-Skifotos keine Verschlusszeit unter 1:1500.

Kurze Verschlusszeit und weit geöffnete Blende sorgen dafür, dass die Bewegung einfriert und der Hintergrund nicht zu aufdringlich erscheint
Kurze Verschlusszeit und weit geöffnete Blende sorgen dafür, dass die Bewegung einfriert und der Hintergrund nicht zu aufdringlich erscheint

Die Blende (Aperture)

Die Einstellung der Blende wird in der Regel als Modus A auf deiner Kamera angezeigt. Die Abkürzung A steht dabei für „Aperture“, den englischen Begriff für Blende. Die Blende ist eine verstellbare Öffnung am hinteren Teil des Objektivs. Je größer die Blende (je kleiner der Wert), desto mehr Licht gelangt in das Objektiv und damit auch auf den Sensor. Gleichzeitig entsteht dadurch aber auch eine geringere Tiefenschärfe. Einfach ausgedrückt: Das Bild erscheint weniger im Fokus. Wenn die Blende klein ist (als ein großer Wert), ist fast das gesamte Foto scharf, aber es gelangt auch weniger Licht in die Kamera.
Wichtig ist also, die Blende so einzustellen, dass sie für genügend Licht und die richtige künstlerische Unschärfe (Bokeh) in deinem Foto sorgt. Bei sehr schnell bewegenden Motiven ist es aufgrund der geringen Tiefenschärfe am schwierigsten ein scharfes Foto hinzubekommen. Das ist hauptsächlich den absoluten High-End-Kameras in Kombination mit Objektiven der oberen Preisklasse vorbehalten, denn diese verfügen meist über einen deutlich schnelleren Autofokus. Das heißt aber nicht, dass du mit einfacheren Kameras keine schönen Fotos machen kannst! Probiere ein paar Aufnahmen mit einer geringen Tiefenschärfe aus und spiele mit den Einstellungen. Das kann helfen, dein Motiv im Bild noch besser hervorzuheben.
Behalte immer im Hinterkopf: Ein kleiner Wert bedeutet eine weit offene Blende und damit geringe Tiefenschärfe. Ein großer Wert entspricht einer kleinen Öffnung der Blende. Je niedriger der Wert, desto weniger vom Bild ist im Fokus.

Mit der Schärfentiefe spielen: Vordergrund unscharf; Skier im Fokus
Mit der Schärfentiefe spielen: Vordergrund unscharf; Skier im Fokus

Der ISO-Wert

Der Iso-Wert ist ein Maß für die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Je höher der Wert, desto mehr Licht wird vom Sensor erfasst. Das kann besonders bei Dunkelheit nützlich sein, aber je höher der ISO-Wert ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass das Foto körnig wirkt (Helligkeits- und Luminanzrauschen). Es ist also wichtig, dass du den richtigen ISO-Wert findest, bei welchem deine Kamera auch bei den von dir ausgewählten Lichtbedingungen ein schönes Bild liefert.

Um solch ein Foto ohne Stativ zu machen, musst du einen höhern ISO-Wert einstellen
Um solch ein Foto ohne Stativ zu machen, musst du einen höhern ISO-Wert einstellen

Mit der richtigen Kombination zum perfekten Wintersportfoto

Die richtige Einstellung ist eine Kombination der oben genannten Werte, abhängig davon, welche Art Foto du aufnehmen möchtest. Lege zuerst deinen Startwert fest (Verschlusszeit oder Blende), an welchem du dann die anderen Werte anpassen kannst. Wenn du dich noch nicht so gut auskennst in der Welt der Wintersportfotografie, fange mit dem Einstellen folgender Werte an:

  • Action-Foto: kurze Verschlusszeit/Belichtungszeit
  • Landschaft: kleinere Blende (größerer Wert)

Viele Kameras funktionieren recht gut im Automatikmodus und du musst eigentlich nur dann manuell Einstellungen verändern, wenn das Foto schiefgeht oder du bestimmte künstlerische Effekte mit einbauen willst. Die obenstehenden Werte sind wichtig, um zu wissen was du verändern musst, wenn dein Foto missglückt oder nicht deinen Anforderungen entspricht.

Die Bewegung einfrieren
Die Bewegung einfrieren

Lichtmessung

Die oben genannten Werte hängen aber alle auch von der Art und Weise ab, wie das Licht von deiner Kamera gemessen wird. Kameras messen das Licht über den Sensor und passen daran die Einstellung der Blende, die Verschlusszeit und den ISO-Wert an. Die Messung kann auf verschiedene Art erfolgen: basierend auf einem Punkt (Spot / Partial Metering), anhand der durchschnittlichen Helligkeit des gesamten Bildes mit oder ohne Präferenz für die Mitte (Matrix / Mittenbetonte Messung bzw. Center-weighted Average Metering) oder mittels Durchschnitt des gesamten Bildes mit einer Präferenz für den Ort im Fokus (Evaluative Metering) messen. Je nach Situation musst du überlegen, welche Art der Messung geeignet ist für die jeweiligen Lichtbedingungen. Über dieses Thema gibt es bereits ganze Buchreihen. Hier sind ein paar Tipps für Selbstversuch zusammengefasst:

  • Spot / Partial Metering: Mit dieser Funktion hast du die meiste Kontrolle, aber wenn du die Messung allein auf dein Objekt legst, ist die Chance sehr groß, dass der Hintergrund viel hell und leuchtend erscheint. Ganz besonders in einer Schneelandschaft ist das problematisch.
  • Center-weighted Average Metering: Die Mittebetonte Messung eignet sich besonders für Action-Aufnahmen im Winter, bei denen du wenig Kontrolle darüber hast, wo genau das Motiv letztendlich sein wird.
  • Evaluative Metering: Die Evaluative Belichtungsmessung ist von Kamera zu Kamera sehr verschieden. Bei manchen funktioniert das sehr gut. Mit anderen Kameras ist das eine kompliziertere Angelegenheit. Hier heißt es: ausprobieren was klappt und was nicht!

Die Art und Weise, wie deine Kamera Licht misst und der Umfang an Einstellungsmöglichkeiten ist von Modell und Marke abhängig. Bei allen gilt: ausprobieren, üben und viel Erfahrung sammeln. Der große Vorteil heutzutage ist, dass man bei Digitalkameras schon mittels Bildvorschau auf dem Display sehen kann, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist. Dann kannst du dies auch einfach mit der + / - Taste korrigieren: (+) wenn es zu dunkel ist und (–) wenn es zu hell ist. Als Anfänger, hast du mit center-weighted average metering und der +/- Taste eine recht hohe Erfolgsquote. Leider wird es uns Skifahren und Wintersportlern ein wenig schwerer gemacht. Bei Winterfotos ist die richtige Belichtung oft schwierig, da wir es mit dunklen Schatten und sehr hellen “Highlights” zu tun haben. Auch hier heißt es: taste dich Schritt für Schritt heran und sammle Erfahrung. Auf YouTube findest du dazu auch viele gute Tutorials, wie dieses hier:

Scharf stellen

Neben der Bewegungsunschärfe kann ein Foto auch unscharf werden, weil du den Fokus der Kamera nicht richtig eingestellt hast. High-End-Kameras können einem sich bewegenden Motiv folgen und haben einen so schnellen Autofokus, dass du das Motiv nicht aus dem Fokus verlierst. Günstigere Kameras können das häufig nicht so gut. Dann ist es wichtig, eine nicht zu große Blende (nicht zu kleine Zahl) zu wählen, um den Ort, an dem du die Aktion erwartest, gut im Fokus zu haben. Verschiedene Kameras reagieren unterschiedlich und haben unterschiedliche Möglichkeiten der Fokussierung. Hier kommen wir also wieder zum allerersten Tipp: Machen Sie viele Fotos, übe viel und lerne deine Kamera kennen! Für die normale Landschaftsfotografie ist ein schneller Autofokus natürlich nicht so wichtig wie bei der Sportfotografie.