Skiwetterkunde: Was passiert bei einem Südstau?

SarahS am 05 Januar 2024

Stauwetterlagen machen uns Skifahrer oft glücklich, denn meist bedeutet das viel Neuschnee für bestimmte Regionen in den Alpen. So auch bei der sogenannten Südstau-Wetterlage. Südstau ist eine Form von Stau, bei der feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum strömt und auf die Südalpen trifft. Dort staut sich die Luft aufgrund der Berge und muss nach oben hin ausweichen (= orographischer Auftrieb). Anhaltende Südstau-Situationen machten zum Beispiel die gesamte Saison 2013-2014 legendär. Damals fielen in Italien und im Süden Österreichs und der Schweiz meterweise Neuschnee. Aber auch im Frühwinter 2019 und 2020 sorgte Südstau für glückliche Gesichter bei allen Wintersportlern.

Beispielhafte Südstau-Wetterlage Dezember 2020 (Quelle: Wetterzentrale)
Beispielhafte Südstau-Wetterlage Dezember 2020 (Quelle: Wetterzentrale)

Verursacher ist oft das bekannte Genua-Tief. Es kann in kurzer Zeit besonders große Schneemengen produzieren. Charakteristisch für einen Südstau ist, dass der Schnee hauptsächlich in den Südalpen fällt. Die Nordalpen hingegen bekommen nur noch bereits trockneren Luftströme und die Wolken lösen sich auf. Diese trockene Strömung auf der Nordseite kennen wir als Föhn.

Warmes Meer liefert Feuchtigkeit

Im Gegensatz zum Nordstau, wo die feuchten Luftmassen nicht immer so reichlich vorhanden sind, hat der Südstau aufgrund seiner Nähe zum Mittelmeer oft gute Chancen, große Mengen an Niederschlag zu produzieren. Denn die von Süden strömende, warme Luft kann auf ihrem Weg über das Meer mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft, so dass die folgenden Niederschläge oft stärker ausfallen.

Südstau kann lokal für meterweise Schnee sorgen!
Südstau kann lokal für meterweise Schnee sorgen!

Genua-Tief bringt den nötigen flow

Was braucht es für einen Südstau? Zunächst einmal brauchen wir ein Tief in der Nähe von Mitteleuropa, welches für die Zufuhr von Polarluft sorgt. Wir sehen oft eine Situation mit einem starken Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln oder etwas weiter südlich und hohem Druck östlich der Alpen. In diesem Fall liegt der Jetstream viel weiter südlich als das normale zonale (west-östliche) Muster über Mitteleuropa.

Unter diesen Umständen ist es möglich, dass sich ein kleines Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer bildet, wenn kalte Luft zwischen den Alpen und den Pyrenäen/Massif Central hindurchgeschoben wird und über dem relativ warmen Mittelmeer landet. Dieses Tiefdruckgebiet ist das bekannte Genua-Tief. Die Entwicklung dieses Tiefdruckgebiets über dem Mittelmeer bringt die Südalpen in eine feuchte Südströmung. Die großen Mengen an Feuchtigkeit in dieser Strömung werden über dem Mittelmeer aufgenommen, und aufgrund des orographischen Auftriebs kann es in den Südalpen viel schneien.

Hotspots und Konvergenzzonen

Warum erhalten bestimmte Gebiete auf der Alpensüdseite (fast immer) mehr Niederschlag als der Rest der Region? Das liegt daran, dass es in den Südalpen einige bekannte Konvergenzzonen gibt, wie das Tessin und die Julischen Alpen. An diesen Orten treffen aufgrund der Form der Alpen in diesen Regionen Winde aus unterschiedlichen Winkeln aufeinander. Um diese Strömung auszugleichen, kann die Luft nur in eine Richtung strömen: nach oben. Dieser zusätzliche Anstieg führt zu zusätzlichem Niederschlag (orografisch verstärkter Niederschlag), was bedeutet, dass es hier in kurzer Zeit massiv schneien kann.

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Das Tessin und die Julischen Alpen sind daher oft echte Hotspots für große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit. Weitere Hotspots mit einem Südstau sind Osttirol, Karnische Alpen, Adamello, Madesimo, Monte Rosa. Allerdings können kleine Details wie die Strömungsrichtung große Unterschiede bewirken. Der eine Südstau ist nicht der andere!

Höhere Schneefallgrenze

Ein Risiko beim Südstau ist immer die Schneefallgrenze. Da die Luft von Natur aus milder ist als bei einem Nordstau, besteht in den unteren Tälern die Gefahr von Regen. Außerdem treten Genua-Tiefdruckgebiete vor allem im Herbst auf, und mit etwas Pech fällt in den tiefer gelegenen Gebiete aufgrund einer hohen Schneefallgrenze lediglich Regen vom Himmel, und erst oberhalb von 2000 Metern gibt es eine gute Schneedecke. Im ungünstigen Fall kann dies dazu führen, dass die unteren Regionen den ganzen Winter über zu kämpfen haben.
Deshalb solltest du die Null-Grad-Grenze und die zu erwartende Schneefallgrenze genau im Auge behalten. Den aktuellen Wetterbericht, sowie die aktuellen Schneehöhen und das Schneeradar für dein Urlaubsziel oder dein Lieblingsskigebiet findest du auf unserer Wetter-Seite.

Gegenstromlage

Sonderformen des Südstaus sind die Retour d’est und die Gegenstromlage. Bei einer Gegenstromlage zieht der Südstau sozusagen über den Alpenhauptkamm und lässt es auch auf der Alpennordseite schneien. Dies geschieht, wenn die Täler im Norden mit kalter Luft gefüllt sind. Da kalte Luft schwerer ist als die etwas wärmere Luft aus dem Süden, kann die Luft nicht absteigen (es gibt keinen Föhn). Folglich schneit es bei einer Gegenstromlage auch auf der Alpennordseite.

SarahS
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