Rückblick Winter 2023/2024: Mild und schneearm, außer im Hochgebirge

Roel am 22 April 2024

Winter in het hooggebergte (Serfaus), lente in de dalen (Dachstein-West)
Winter in het hooggebergte (Serfaus), lente in de dalen (Dachstein-West)

Du erinnerst dich wahrscheinlich noch, wie vielversprechend der Winter 2023/2024 begann: mit niedrigen Temperaturen und viel Schnee Anfang Dezember. Aber noch im selben Monat hatte der Winter sein Pulver fast verschossen und es folgte vielerorts der wärmsten Winter der Messgeschichte. Wir blicken zurück, wie es dazu kommen konnte und welche Ausnahmen es zum Glück auch gab.

Der Winter der Wärmerekorde

2023/2024 war ein extremer Winter, vor allem was die Wärme angeht. Österreich hatte den wärmsten Februar und den zweitwärmsten Winter in der 257-jährigen Messgeschichte. In der Schweiz waren sowohl der Februar als auch der gesamte Winter noch nie so warm, zumindest nicht seit Beginn der Messungen im Jahr 1864, und auch im italienischen Südtirol wurde in diesem Winter ein neuer Wärmerekord aufgestellt. Seit Beginn der Messungen hier im Jahr 1850 war ein Winter in der Hauptstadt Bozen noch nie so warm wie in diesem Jahr. Damit wurde der bisherige Rekordwinter von 2006/07 knapp übertroffen. Die Temperaturabweichung vom langjährigen Durchschnitt in Innsbruck sagt alles aus.

Temperaturanomalie Innsbruck Dez-Jan-Feb vs. Durchschnitt 1991-2020. Quelle: GeoSphere
Temperaturanomalie Innsbruck Dez-Jan-Feb vs. Durchschnitt 1991-2020. Quelle: GeoSphere

Extreme Unterschiede zwischen höheren und tiefen Lagen

Die große Wärme war für den Wintersport natürlich nicht ideal, aber es gab natürlich auch Ausnahmen. Weil es auch viel Niederschlag gab, bekamen die höher gelegenen Skigebiete viel Schnee ab. Es blieb dort kalt genug, damit es schneite statt zu regnen, und die Schneedecke wurde immer dicker. Das führte zu extremen Unterschieden in der Schneehöhe (und den Schneeverhältnissen) zwischen hoch gelegenen und tiefer gelegenen Skigebieten. Unterhalb von 1500-1700m regnete es regelmäßig und es war häufiger grün als weiß; direkt oberhalb gab es (viel) mehr Schnee als im Durchschnitt. Im Allgemeinen machte es kaum einen Unterschied, auf welcher Seite der Alpen du dich befandest, das Bild war ziemlich einheitlich, auch wenn der Verlauf des Winters je nach Region unterschiedlich war.

November-Anfang Dezember: Frühwinter-Offensive

Nach einem sonnigen, warmen Herbstbeginn schlug die Unbeständigkeit Ende Oktober zu. Ein Herbsttief nach dem anderen schoss seine Pfeile auf die Alpen ab und sorgte bis Anfang November für eine dicke Schneedecke im Hochgebirge. Auch im November schneite es regelmäßig (und viel), aber da es ziemlich mild war, blieb der Schnee größtenteils nur in den höheren Lagen liegen. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, schließlich hatte der Winter noch nicht begonnen und die Skigebiete waren noch nicht geöffnet. Während die Schneedecke in den höheren Lagen immer dicker wurde, konnten die Skigebiete in den etwas kälteren Phasen zwischendurch reichlich Kunstschnee produzieren. So weit so gut.

Vor allem, als am 1. und 2. Dezember, genau mit dem meteorologischen Wintereinbruch, ergiebiger Schneefall bis in die Täler fiel. Fast der gesamte Alpenraum profitierte davon, so dass die Saison schon nicht mehr zu schief zu gehen schien. Dieser Dumo brachte in den Tälern etwa 30-50cm und in den höheren Lagen noch mehr, sogar in München fiel 44 cm Schnee. Der Flughafen hier musste vorübergehend geschlossen werden, ebenso der in Innsbruck, und das Kleinwalsertal war von der Außenwelt abgeschnitten.

Anfang Dezember: Fast Rekordmengen

Am Messpunkt des französischen Ecrins-Massivs auf 2940m lagen am 4. Dezember fast 2,7 Meter Schnee, ein Rekord seit Beginn der Messungen im Jahr 1983. Auf dem Pitztaler Gletscher (Messpunkt auf 2837m) in Österreich lagen fast 2,2 Meter. Nur einmal in der Geschichte der Messungen (seit 1991) gab es so früh in der Saison mehr Schnee. Im weiteren Verlauf des Dezembers fiel der Schnee weiter und die Schneehöhen in den Hochgebirgen blieben für die Jahreszeit extrem hoch, vor allem auf der West- und Nordseite der Alpen. Viele Skigebiete oberhalb von 1500-2000m hatten Mitte Dezember eine (weit) überdurchschnittliche Schneedecke.

Am 15. Dezember lag in Teilen der Schweiz oberhalb von 1500 Metern das 2-3fache der normalen Schneedecke (whiterisk.ch).
Am 15. Dezember lag in Teilen der Schweiz oberhalb von 1500 Metern das 2-3fache der normalen Schneedecke (whiterisk.ch).

Mitte Dezember: Das Zittern beginnt

Ganz anders sah es in den tiefer gelegenen Regionen aus. Bis zum 10. Dezember war dort nichts los. Es war zwar ziemlich kalt, so dass die Schneekanonen einen beträchtlichen Puffer geschaffen hatten, aber es war deutlich milderes Wetter und Regen angesagt. Die Schneedecke nahm einen großen Schaden, aber insgesamt blieben die Skibedingungen mehr als gut. Schau dir dieses Live-Update aus der SkiWelt Wilder Kaiser - Brixentalvom 20. Dezember an.

Kurz vor Weihnachten gab es eine zweite, wärmere Periode, das berühmte Weihnachtstauwetter. Das bescherte der Alpennordseite viel Regen in den Tälern, aber oberhalb von 1.500 Metern wieder eine frische Schneedecke, so dass die Weihnachtsferien dort gut beginnen konnten. Auch weil die Sonne in der ersten Woche in vollem Umfang schien. Die zweite Woche der Weihnachtsferien war mild und wechselhaft mit regelmäßig Regen, vor allem in den französischen Alpen.

Saalbach, 27. Dezember 2023
Saalbach, 27. Dezember 2023

Januar: Kaltes Intermezzo

Nach den Weihnachtsfeiertagen brach eine deutlich kältere Phase an. In den tieferen Lagen fiel endlich wieder Schnee und die zweite Januarwoche war in der gesamten östlichen Alpenhälfte eine Traumwoche mit niedrigen Temperaturen und viel Sonnenschein. Einige werden sich an die Bilder vom Hahnenkammlauf in Kitzbühel mit Sonnenschein und schöner Winterlandschaft erinnern. Im Nachhinein betrachtet war der Zeitraum vom 8. bis 20. Januar eines der wenigen Winterintermezzi, die die Saison 2023/2024 zu bieten hatte.

Ab Mitte Januar: Sehr mild, in höheren Lagen mehr Schnee

In den Westalpen ging es bereits Mitte Januar mit Regen bis in 1800-2000m Höhe los. Das war der Vorbote einer neuen sehr milden Phase, die eigentlich bis zum Ende des Winters andauerte. Es fiel reichlich Niederschlag, wodurch die Täler immer grüner wurden, aber die Schneedecke oberhalb von 1800-2000 wurde immer dicker. Ich habe bereits den Pitztaler Gletscher erwähnt. Hier blieben die Schneehöhen bis tief in den April hinein (als ich diesen Artikel schrieb) fast auf Rekordniveau!

Verlauf der Schneehöhen auf dem Pitztaler Gletscher. Quelle: Tiroler Wasserkraft
Verlauf der Schneehöhen auf dem Pitztaler Gletscher. Quelle: Tiroler Wasserkraft

In den Tulpenwochen ging es also um alles oder nichts. Wir hatten dann eine Reihe von Live-Updates. Rogier berichtete über die wunderbaren Bedingungen in Puy Saint Vincent (F) und Eddy sprach über die tolle Zeit in Fiss (A). In den etwas niedriger gelegenen Skigebieten lief es für Wouter (Schladming) und meine Wenigkeit (Dachstein-West) deutlich weniger gut. Auch Ende Februar waren die Bedingungen sehr wechselhaft. Leider hielt das warme Wetter auch danach an und zwang die ersten (kleineren) Skigebiete Ende Februar zur Schließung. Zum Glück hielten die meisten Gebiete noch ein paar Wochen durch.

Endspurt für die Südalpen

In dieser ganzen Schilderung wurde über die Südalpen noch nicht viel gesprochen, weil sich das Wetterbild nicht sehr vom Rest unterschied, außer dass es nicht gleichzeitig große Niederschlagsmengen gab. Fast den ganzen Winter über fehlte eine klassische Südstau Situation, die als großer Schneelieferant für die italienischen Alpen bekannt ist.

Bis zum 23. Februar. Dann wendete sich das Blatt mit einem Stau auf dem Brenner wegen starken Schneefalls, bei dem Lastwagen im Schnee stecken blieben. Dann gab es in den Südalpen eine Massenkarambolage nach der anderen. Anfang März wurden die Seitentäler des italienischen Aosta-Tals eingeschneit; dasselbe geschah im Schweizer Saastal und im französischen Bonneval-sur-Arc. Auch ein Retour d’est war wieder auf der Bildfläche zu erkennen. Wir hatten dieses Phänomen mit starkem Schneefall in der Südwestecke der Alpen den ganzen Winter über nicht gesehen.

Der März war aber auch sehr mild, was bedeutete, dass es zwischendurch auch mal regnete. Sogar Gewitter kam in diesem Monat vor. Bei meinem Besuch in Gröden am 23. März wurde die Bergstation der Seceda von einem Blitz getroffen, so dass die Pendelbahn nicht mehr fuhr. Das Einzige, was wir noch nicht gesehen hatten, war Saharastaub, aber der kam auch noch. Anfang April färbten sich Teile der Alpen gelb/braun. Und jetzt, Mitte April, bricht eine weitere Kältephase mit Schnee bis in die Täler an und beendet eine außergewöhnliche Wintersaison. Die milde und feuchte Saisonvorhersage, die wir im Oktober veröffentlicht haben, hat sich als ziemlich genau erwiesen.

Auf in den Sommer

Wir möchte uns bei allen bedanken, die unser Wetterberichte verfolgt haben, auch für die vielen Fotos, die ihr aus den Skigebieten geteilt habt. Ich danke auch Henri für die Wetterberichte, um die er sich gekümmert hat, als ich selbst auf Skis stand. Bis zum nächsten Winter!

Roel
Roel ist schon seit 2009 unser beliebter Wettermann für das Skiwetter. Fast täglich schreibt er über Sonne, Schnee und Hintergründe rund um das Thema Skiurlaub.
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